
Kronen Zeitung
REISE ZURÜCK
Als in Zypern die Angst mitspielte
Leopold Stastnys Handschuh-Verbot 1969 auf dem Hartplatz, UNO-Soldaten als Fans 1984 gegen die Amateure – nur 1998 siegte Österreich souverän.
Die statistisch gute Nachricht vorweg: Österreich hat bislang jedes Pflichtspiel gegen Zypern gewonnen, auch dreimal auf der Insel. Da ging es nicht – so wie am Samstag – unmittelbar um das WM-Ticket. Aber emotional stand fast mehr auf dem Spiel. Das zeigt die Reise zurück in eine völlig andere Fußball-Zeit ...
- In der 1969 noch Leopold Stastny als Teamchef das Zepter schwang. Und seinen Kickern – obwohl in Wien mit 7:1 gewonnen wurde – vor dem Rückspiel in Nikosia Dampf machte: „Ich habe ihnen Höhenangst gemacht. Ein Fußballer muss sich fürchten – besonders der Österreicher, der schnell überheblich wird.“ Stastny redete Zyperns reine Amateur-Auswahl stark. Mehr Sorge machte der Hartplatz. Die Deutschen spielten aus Schutz bei Stürzen trotz Hitze mit Handschuhen – was Stastny verbot: „Da blamieren wir uns unglaublich. Wer Angst hat vor Kratzern, soll den Sport aufgeben.“
Letztlich siegte Österreich durch Tore von Willy Kreuz und Helmut Redl 2:1, Gerhard Sturmberger blieb nach einem Sturz bewusstlos liegen. Die „Krone“-Analyse nach dem Sieg war knallhart: „Schuld an der drittklassigen Vorstellung war die verfehlte Taktik und mangelnde Klasse.“
Was die Fans erst am nächsten Tag sahen, der ORF musste mit den Videos nach Wien fliegen.
- Noch rauer war der Ton 1984, die EURO hatte man verpasst – Erich Obermayr gab vor dem Spiel in Nikosia zu: „Wir sind noch nie mit so einer Angst in ein WM-Quali-Spiel gegangen. Gewinnen wir nicht, sinkt das Interesse am Fußball ins Bodenlose.“ ÖFB-Funktionär Walter Zips heizte die Stimmung zusätzlich an: „Wenn wir gegen diese Muaterln nicht gewinnen, hört sich der bezahlte Fußball auf.“
Das war damals auch die Schlagzeile auf der „Krone“-Titelseite. Teamchef Erich Hof war froh, dass man auswärts spielte: „Unsere Fans zu Hause haben keine Geduld mehr mit uns.“ Daher durften die Spieler vorab auch gar keine WM-Prämien ausverhandeln. Herbert Prohaska rettete Österreichs Ehre mit seinem Kopfballtor zum 2:1, bedankte sich bei den 200 UNO-Soldaten auf der Tribüne: „Ihr seids Patrioten, die es bei uns leider kaum noch gibt.“
- 14 Jahre später, bei dem dritten und bislang letzten Pflichtspiel in Zypern, war Prohaska dann Teamchef. Ein Doppelpack von Harald Cerny und Hannes Reinmayr sorgten für den 3:0-Sieg. „Wir hätten 10:2 gewinnen müssen“, behauptete Schneckerl. Das EURO-Ticket ging dennoch flöten, 0:9 in Spanien – eine andere Geschichte.
Und morgen? Da kann es für Österreich in Zypern mit einem Sieg historisch werden, vielleicht schon mit dem WM-Ticket. Die Bilanz spricht dafür.
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